Diskussion: Rückkehrer aus dem Gemeinsamen Unterricht

Zahlenspiele mit falschen Annahmen und Schlussfolgerungen

In der lokalen Presse war die Schlagzeile zu lesen „Immer mehr Schüler verlassen Inklusionsklassen“:
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dormagen/immer-mehr-aussteiger-aus-i...

Wir bedauern sehr, dass mit einer fragwürdigen Bewertung von Zahlen der Öffentlichkeit sachlich falsch dargestellt wird, die Anzahl der Rückkehrer aus dem GU im Rhein-Kreis Neuss sei steigend. Dass der tatsächliche Trend dagegen eine enorme Zunahme der Schülerzahlen im Gemeinsamen Unterricht ist, wird verschwiegen. Die amtlichen Zahlen (siehe unten angefügte Übersicht) ergeben dieses Bild:

Der Anteil der GU-Schüler stieg von 2014/2015 zu 2015/2016 um insgesamt 24 %, darunter die GU-Schüler in Sekundarstufe I um 42 % (!)
Im Schuljahr 2014/2015 wechselten 39 von 798 GU-Schülern zur Förderschule = 5 %.
Im Schuljahr 2015/2016 wechselten (bislang) 26 von 992 GU-Schülern zur Förderschule = 3 %.

Aus diesen Zahlen wird in einer Sitzungvorlage der Verwaltung und in der Presse: "Aus den genannten Zahlen lässt sich erkennen, dass offensichtlich die Zahl der Rückkehrer aus dem Gemeinsamen Lernen in die Förderschulen im Schuljahr 2015/2016 wächst." – Diese Schlussfolgerung ist weder mathematisch noch inhaltlich nachvollziehbar. Es wird überhaupt nicht hinterfragt, welche Gründe jeweils Ursache für den Wechsel vom GU zur Förderschule waren, welche Unterstützung es gebraucht hätte, um den Wechsel zu vermeiden. Stattdessen wird der Eindruck erweckt, Inklusion tauge nicht. Zu fragen wäre doch auch, wieviele Kinder aus der Förderschule in den Gemeinsamen Unterricht wechseln?

Und: ist nicht jedes aus dem GU an die Förderschule wechselnde Schulkind für Politik und Verwaltung (auf den verschiedenen Ebenen) eine Herausforderung und Aufforderung zum Handeln, um 7 Jahre (!) nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention endlich die Voraussetzungen für gelingende Inklusion zu schaffen, um das Recht auf gemeinsame Bildung zu garantieren?